Einmal Helvetica light für auf die Nase, bitte.
Wer hätte gedacht, dass ich (!) einmal freiwillig auf eine HELVETICA (!) zeigen, hopsen und “Haben! Haben!” quengeln würde?
Ich meine: HELVETICA. Der langweiligste Font auf unserem Planeten. Wie habe ich mich in 17 Jahren Texterdasein jedesmal diebisch gefreut, wenn ich einen Grafiker zu einer anderen Schriftart missionieren konnte!
Heute hingegen würde ich mir die gute alte Helvetica ohne Zögern sofort auf die Nase setzen. In schwarz light, bittedanke.
Der japanische Brillenhersteller TYPE nämlich geht mit einer coolen Idee auf Fontfanatiker- und Hipsterfang und ZACK! wer ist wieder voll drauf reingefallen? Genau.
Die Idee ist so einfach wie cool: TYPE interpretiert die Haupteigenschaften von Schriften in Brillenform um. So besticht Helvetica, wie wir alle wissen, vor allem durch die Abwesenheit jeglicher Verspieltheit, während Garamond mit Serifen, unterschiedlichen Strichstärken und altertümlichen Rundungen aufwartet. Hier, guckstu (Bild großklicken und Details in den Kreisen beachten):
Wir sind uns darüber einig, ja, dass das eine wirklich, wirklich geniale Idee ist? Klar, den Tankwart oder die Biologin wird das Konzept vermutlich nicht erreichen, aber ich glaube, dass man hier tatsächlich passgenau auf “uns Medienmenschen” zielt – und trifft. Das ist ein legitimer werberischer Anspruch.
Und das Henne-Ei-Thema lassen wir jetzt einfach mal beiseite, denn natürlich sind diese Brillengestelle keine Weltwunder an Design und ich habe beide Formen schon vor Jahren auf fremden Nasen gesehen. Sogar meine eigene aktuelle Brille ist recht helvetesk. Vermutlich hatten die bei TYPE einfach Berge genau dieser Brillen überproduziert und ein zweifellos kreativer Werbehannes reibt sich gerade die Hände darüber, dass seine Resterampen-Vermarktungsidee so schön viral geht, höhö. 🙂
Ab 30. Januar gehen die Font-Brillen zum Preis von umgerechnet ca. 150 € in den Verkauf – in je 3 Farben (schwarz, dunkelbraun meliert, transparent) und je 3 Schriftschnitten bzw. Materialstärken (Light/Regular/Bold). Auch als Sonnenbrille sind sie erhältlich; man klicke dazu schlicht das Kästchen “shade” an.
Unbedingt lesenswert (zum Kringeln!) sind übrigens auch die Kommentare unter dem Artikel des Webmagazins The Verge zum selben Thema. Es existieren sogar schon Entwürfe in Comic Sans! Ich persönlich warte ja noch auf das Modell in meinem Lieblingsfont Franklin Gothic Book.
(Bildquelle: allesamt type.gs)