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Realität. Nicht jederfraus Sache.

Die meisten meiner Kundinnen und Kunden sind ganz wunderbar: freundlich, verlässlich, fair und wertschätzend. Aber es gibt auch Kontakte, auf die man gut hätte verzichten können. Einer davon ereilte mich vor wenigen Jahren und hat mich eine wichtige Lektion zum Thema “Bauchgefühl” gelehrt.
Here we go:

[Situation]
Eine potenzielle Kundin will einen Flyer für ihr geplantes Mini-Solobusiness haben und ich soll ihn texten. Ob ich auch jemanden kenne, der die Grafik dafür machen könnte?

Ja, kenne ich. Ich biete also den Text an und hole für die Gestaltung einen Grafiker mit an Bord. Die Kundin erhält zwei getrennte Angebote – eins für die reine (!) Texterstellung von mir, eins für die reine (!) Gestaltung vom Grafiker.

Der Text ist nach anfänglichen Schwierigkeiten (die Dame hatte mir z.B. in wenige Textzeilen mehr Fehler HINEIN”korrigiert”, als ich vermutlich in der gesamten zweiten Klasse gemacht habe) nun so weit layoutfertig.

[Telefonklingeln]

Kundin: “Ich wollte mal fragen, wie viele wir denn nun eigentlich drucken.”
Ich: “Öhm, das müssten bitte Sie entscheiden?” 🤔
Kundin: “Ja aber wie viele sind denn kalkuliert?”
Ich: “Naja, noch gar keine – der Druck ist ja erst der allerletzte Schritt. Wir hatten darüber noch gar nicht gesprochen. Ich mache nur den Text, der Grafiker nur die Gestaltung. Das steht auch genau so im Angebot.”
Kundin: “Aber der Grafiker muss doch wissen, wie viele er kalkuliert hat!”
Ich: [komme mir langsam vor wie im Kindergarten] “Er hat seine GESTALTUNGSleistung kalkuliert, so wie es eben im Angebot steht. Er ist Grafiker, kein Drucker. Wie hätte er denn den Druck mit anbieten können, ohne vorher z.B. Papiersorte und Stückzahlen mt Ihnen abzusprechen?”
Kundin: “Ja das weiß ICH doch nicht, ich dachte da gibt es ne Bandbreite oder so und das sei in der Gestaltung dabei.”
Ich: “Well, no, weil siehe oben.”
Kundin: “Also das ist jetzt ‘n Ding. Ich hab das Geld für noch mehr Kosten nicht, das muss ich ja erstmal verdienen. Woher sollte ich das denn wissen, dass da der Druck bei Text und Grafik gar nicht mit dabei ist?”
Ich: [ringe um Fassung, bin aber zu gut erzogen, um die eigentlich fällige adäquate Reaktion folgen zu lassen] “Naja, zum Beispiel weil wir 1. noch nie darüber gesprochen hatten und 2. im Angebot kein Wort davon steht?”
Kundin: “Neenee, also das hätten Sie ganz explizit dazusagen müssen, dass der Druck da noch dazukommt. Ich dachte, das sei ein Komplettpaket.”
Ich: “Nein, ist es nicht. Sonst hätten wir ja über ein Komplettpaket gesprochen und der Grafiker hätte verschiedene Stückzahlen etc. angeboten.”
Kundin: “Ja aber wie soll ich das denn jetzt bezahlen? Ich fühle mich total falsch beraten.”
Ich: [Atme ein. Atme aus.]

Es endete dann übrigens so, dass ich mich unbezahlt aus dem Job zurückzog (es ging gottlob um einen wirklich überschaubaren Betrag), der Dame aber untersagte, auch nur das kleinste Fitzelchen meines Textes für egal was zu verwenden.
Seit einiger Zeit sitzt sie nun an einer Supermarktkasse und – ohne den Kassiererinnen-Beruf auch nur irgendwie schmähen zu wollen! – ich denke, dass sie dort wirklich besser aufgehoben ist als in einer Selbstständigkeit.

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