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Gemmomazerat aus der schwarzen Johannisbeere. Gegen Heuschnupfen und Allergien.

Gehörst du zu den bedauernswerten Menschen, die jedes Frühjahr aufs Neue von Heuschnupfen geplagt sind – oder ganzjährig von anderen Allergien, etwa gegen Hausstaubmilben, Tierhaare & Co.? Gehörst du aber gleichzeitig zu den Glücklichen, in deren Garten ein Strauch der schwarzen Johannisbeere gedeiht?
Dann könnte es sein, dass deine Beschwerden demnächst ein Ende haben. Ganz ohne müde machende Antihistaminika auf Cetirizin- oder Loratadinbasis, ohne abschwellende Nasensprays und ohne Augentropfen.

„Moment – soll ich mir jetzt etwa Johannisbeeren in die Nasenlöcher stecken?“

Natürlich nicht. Aber es gibt eine Lösung, die zu einfach ist, um wahr zu sein. Und die kannst du sogar selbst herstellen.
Alles, was du brauchst, ist der richtige Zeitpunkt Mitte Februar bis Ende März, Zugriff auf ein paar frische Knospen der schwarzen Johannisbeere, Schneidbrettchen und Messer, hochprozentiger Alkohol, Glycerin, drei Wochen Wartezeit und passende Behältnisse.

So sehen die Knospen der schwarzen Johannisbeere – je nach Außentemperaturen – im späten Februar bis Mitte März aus. Es sollen noch keine Blätter herausschauen!

Mit diesen wenigen Zutaten stellst du im Handumdrehen ein sogenanntes Gemmomazerat aus Johannisbeer-Knospen her. Das ist dein zukünftiges Zaubermittel gegen Triefnase, Niesattacken und Beschwerden bis hin zu allergischem Asthma (man nennt es nicht ohne Grund „das pflanzliche Cortison“).
Man kann es unter dem Namen Gemmomazerat ribes nigrum in der (Online-)Apotheke bestellen, aber selbstgemacht ist m.E. besser. Denn ich vertrete die Ansicht, dass uns stets diejenigen Nahrungs- und Heilmittel am besten helfen, die in der nähesten Umgebung wachsen. Ganz davon abgesehen steckt man beim Selbermachen ein erhebliches Maß an Schaffensfreude, Zuversicht und Liebe mit hinein. Nenn mich ruhig Eso-Tante: Ich bin sicher, das wirkt ein sattes Stückchen mit. <3

Ach so, und bevor ich es vergesse: Ribes nigrum ist nicht nur das Gemmomittel der Wahl gegen Allergien. Du kannst damit auch drohenden Infekten jeder Art eine lange Nase drehen. Merkst du also, wie sich eine Erkältung mit Halsschmerzen, Husten und Schnupfen oder eine Blasenentzündung einnisten will, schnapp dir dein Ribes-nigrum-Gemmospray und gönn dir alle Viertelstunde ein paar Sprühstöße. Es hilft fast immer – und falls es doch zu spät sein sollte, verläuft der Infekt meist deutlich milder. Mach dann einfach damit weiter.

Gemmotherapie: Die Kraft der Knospen gegen Heuschnupfen & Co.

Für Allergiker:innen ein wahrer Schatz: Knospen der schwarzen Johannisbeere im perfekten Zustand für die Mazerat-Herstellung. 

Die Gemmotherapie habe ich im Rahmen meiner Heilpflanzenkunde-Ausbildung kennengelernt. Wir stellten damals im Praxisteil der Vorlesung genau dieses Gemmomazerat aus der schwarzen Johannisbeere her.
Der Ausbildungsblock wurde aus gutem Grund gezielt auf einen Tag im frühen März gelegt: Im Garten der Heilpflanzenschule wächst ein prächtiger Schwarze-Johannisbeeren-Strauch. Hin und weg waren wir, als die Dozentin eine einzige Knospe pflückte, zwischen den Fingern zerdrückte und uns schnuppern ließ. Wahnsinn: Diesem millimeterkleinen Stückchen Pflanze entströmte ein Aroma wie einer riesigen Schüssel voll sonnenwarmer, vollreifer schwarzer Johannisbeeren! (Probier das unbedingt aus.)

Ganz unwissenschaftlich gesehen kann man das durchaus als Zeichen dafür deuten, dass bereits in einer Knospe alle Anlagen für die gesamte Pflanze und sogar für ihre reife Frucht stecken. Und genau so ist es: Knospen sind die „Embryos der Pflanze“. Wissenschaftlich gesehen sind Knospenzellen nämlich noch undifferenziert, ähnlich wie Stammzellen in den Embryos anderer Lebewesen. Man nennt diese noch äußerst teilungsfreudigen, omnipotenten, überaus anpassungsfähigen Zellverbände Meristeme. Sie haben einen im Vergleich zur erwachsenen Pflanze z.B. vielfach höheren Proteingehalt. Klar: DNA besteht nun einmal aus Proteinen.
Mit einem Gemisch aus Alkohol und Glycerin kann man den Knospen diese Superkräfte entlocken. So werden sie für Mensch und Tier nutzbar – ruckzuck als Mundspray, das im Fall der schwarzen Johannisbeere auch noch lecker schmeckt.

Entdecker dieser ganz besonderen Knospenkraft war der belgische Arzt Pol Henry (1918–1988). Er erkannte das Heilpotenzial der „Phytoembryotherapie“, die später von seinem Arztkollegen und Freund Max Tétau in „Gemmotherapie“ umgetauft wurde – nach dem lateinischen Wort gemma für „Knospe“.

Die genaue Wirkweise hier darzustellen, würde den Rahmen dieses harmlosen kleinen Blogposts sprengen. Wie in allen anderen phytotherapeutischen Disziplinen ist es letztlich eine ganze Palette an sekundären Inhaltsstoffen und genetischen Mechanismen, die für die Wirkung eines Gemmomazerats verantwortlich sind. Unendlich viele Selbstversuche und Erfahrungen stehen hinter den heute bekannten Indikationen. Weiterführende Literatur wird entsprechenden Wissensdurst stillen. 🙂

So geht‘s: Gemmomazerat selbst herstellen!

Zutaten für 200 ml fertiges Gemmomazerat „Ribes nigrum“:

  • ca. 1 g noch geschlossene Knospen der schwarzen Johannisbeere (das sind etwa 15-20 Stück)
  • 100 ml pflanzliches Glycerin (85%)
  • 100 ml reiner Alkohol (ca. 70%, z.B. Primasprit oder medizinisches Ethanol)

Weitere „Hardware“:

  • Holzbrettchen
  • kleines, sehr scharfes Messer (idealerweise Keramikmesser)
  • Messbecher mit >200 ml Fassungsvermögen
  • sofort: 1 Fläschchen oder Gläschen >20 ml (zur Not geht sogar ein gründlich ausgewaschenes Marmeladenglas)
  • in 3 Wochen: 2 Braunglasflaschen à 100 ml, jeweils mit Sprühaufsatz (Oder eine größere. Oder mehrere kleinere. Wie du willst.)

Zubereitung:

Mit Liebe gehackt und fertig zum Ansetzen.
  1. Mit dem Messer die Knospen gut zerkleinern und in das kleine Fläschchen/Gläschen füllen.
  2. Im Messbecher das Ansatz-Lösungsmittel mischen: 10 ml Alkohol + 10 ml Glycerin.
  3. Die zerkleinerten Knospen in das kleine Behältnis geben, mit dem Alkohol-Glycerin-Gemisch übergießen, zuschrauben und gut schütteln.
  4. An einem nicht vollsonnigen Ort 3–4 Wochen lang ziehen lassen, mindestens einmal täglich liebevoll schütteln oder schwenken.
  5. Nach 3, spätestens 4 Wochen durch ein sehr feines Tuch oder einen Kaffeefilter in ein größeres sauberes Gefäß abseihen.
  6. Mit den restlichen 90 ml Alkohol + 90 ml Glycerin auffüllen, in eine oder mehrere Braunglasflaschen abfüllen und Sprühaufsätze draufschrauben. (Bei kleinen Fläschchen musst du den Schlauch am Sprühaufsatz so kürzen, dass er mit einer leichten Biegung gut am inneren unteren Flaschenrand anliegt.)

Theoretisch kann man den Sprühaufsatz weglassen und das Gemmomittel direkt aus der Flasche oder mit einer Pipette in den Mund tropfen. 2 Tropfen entsprechen dabei etwa einem Sprühstoß. Dabei verteilt es sich aber nicht so schön auf der gesamten Mundschleimhaut. Überdosieren kannst du eigentlich nicht.

Fast schon fertig! Jetzt braucht es nur noch 3 bis 4 Wochen Zeit.

Wie ist die richtige Dosierung für das Anti-Allergie-Gemmomazerat?

Vom Spray gibt man nur bei Bedarf (!) mehrmals täglich 3–4 Sprühstöße in den Mund.
Ist das Nasenkribbeln, Augenjucken und Halskratzen gerade sehr akut, darfst du auch gern alle 10 Minuten sprühen.
Dasselbe gilt bei aufziehenden Erkältungen und sogar bei manchen Arten von Kopfschmerzen. Probier es einfach aus.
Wichtig: Dein Mund sollte vorher relativ frei von starken Geschmäckern und Essensresten sein. Ich spüle den Mund vorher immer mit einem Schluck Wasser aus. Du solltest das Mazerat dann möglichst lange im Mund behalten, bevor du es runterschluckst: Die Mundschleimhaut kann Wirkstoffe ganz wunderbar und vor allem schnell aufnehmen. Beim Weg in den Magen geht immer etwas verloren.

Ich kenne auch Allergiegeplagte, die das Gemmomazerat „Ribes nigrum“ pur oder mit Salbe vermischt in die Nase pinseln. Vor allem gegen das elendige Nasenkitzeln scheint das gut zu wirken. Bitte sprüh es aber keinesfalls in die Augen! 😮

Was kann ich bei Heuschnupfen/Pollenallergie sonst noch tun?

  • Nasenschleimhaut versiegeln: Sobald die Pollen anfangen zu fliegen, auf die du allergisch reagierst, solltest du das Haus nicht mehr verlassen, ohne vorher die Naseninnenseite hauchdünn mit Vaseline einzustreichen. Das geht gut mit dem kleinen Finger (Nägel kurz schneiden!) oder mit einem Wattestäbchen. Die Vaseline zieht nicht ein und wirkt wie eine Isolierschicht, an der die Pollen hängenbleiben, statt weiter nach oben zu wandern und dort Unfug anzustellen. Wichtig: nach jedem Schneuzen neu eincremen!
  • Nasendusche bzw. Nasenspülung: Mindestens abends vor dem Zubettgehen sollte zur Pollen-„Hoch-Zeit“ die Nase absolut sauber von tagsüber eingeatmetem Zeug sein. Wende also jeden Abend – bei starken temporären Beschwerden auch tagsüber – eine Nasenspülung mit handwarmer Kochsalzlösung an. Du bekommst diese Nasenduschen bzw. Nasenspülkännchen und das dazugehörige Salz in jeder Drogerie. Arbeite dabei sehr sauber und halte dich unbedingt an die angegebene Salzdosierung, sonst brennt’s!
  • Abends vor dem Zubettgehen duschen und Haare waschen: So können Allergene, die sich tagsüber v.a. in den Haaren verfangen haben, nicht nachts rumnerven.
  • Allergiker-Bettbezüge: Bei Hausstauballergie kann es sinnvoll sein, Kissen und Decken mit einem speziellen Unter-Bezug „milbendicht“ zu machen. Krankenkassen bezuschussen diese Bezüge sogar; frag ruhig einmal nach.

Wo finde ich weitere Informationen und Bücher über Gemmotherapie?

  • Ein paar erste Informationen hat die Gemmo-Community® in einem kleinen Flyer zusammengefasst, den du hier herunterladen kannst.
  • Wer sich für wissenschaftliche Details interessiert, findet Futter für die biologisch-naturheilkundliche Neugier in dem ganz hervorragenden Standardwerk „Gemmotherapie – Grundlagen, Indikationen – Behandlung“ von Cornelia Stern aus dem Haug Verlag. Es überzeugt mich rundum, obwohl man zusätzlich ein Bestimmungsbuch brauchen wird, wenn man die Knospen tatsächlich selbst sammeln und die Mazerate zubereiten möchte. Besonsters stark sind die Mindmaps zu verschiedenen Indikationsfeldern und jeder einzelnen Pflanze. Meine Herstellungs-Anleitung (s.o.) habe ich aus diesem Buch.
  • Einen schnelleren, nichtsdestotrotz faszinierenden Überblick und Hinweise zur Selbst-Herstellung liefert das Büchlein „Die Heilkraft der Pflanzenknospen“ derselben Autorin aus dem TRIAS Verlag.

Mit diesen beiden Gemmotherapie-Büchern bist du bestens gerüstet.  

Meine Bitte:
Kauft Bücher bei euren lokalen Buchhandlungen ein und nicht bei Amazon oder großen Ketten wie Thalia & Co.!
Wenn es partout jetzt sofort und online sein muss, habt ihr z.B. hier weder Preis- noch große Lieferzeitnachteile. Die Direktbestell-Links hinter den von mir genannten Büchern führen direkt zum Onlineshop des weltwunderbarsten Buchladens Mössingen. (Ich bekomme keine Provision oder so, aber ich kenne die Inhaberin persönlich – sie hat mein Lieblingsbuch „Suna“ geschrieben! – und vergöööööttere den Laden mit seinem tollen Konzept. Schade, dass Mössingen so weit weg ist. Bis dahin muss ich mich eben mit den immer lesenswerten persönlichen Buch-Tipps begnügen.)

Wo gibt es die Zutaten für das Gemmomazerat?

Alkohol bekommst du in der Apotheke oder in manchen Kosmetik-DIY-Geschäften. Unser Reformhaus führt z.B. hochprozentingen Ethanol aus dem Sortiment von „Spinnrad“. Beides ist aber, mit Verlaub, schweineteuer.
Ich habe deshalb den Alkohol für meine Tinkturen, Mazerate und Liköre bisher direkt bei einer Brennerei gekauft. Die Firma „Lautergold“ etwa stellt nicht nur großartige Schnäpse her, sondern verkauft zu fairen Preisen auch reine Ansatzalkohole (vielleicht erinnerst du dich an mein Rezept für selbstgemachtes Desinfektionsmittel zu Beginn dieser bekloppten Coronavirus-Pandemie). Der Unterschied zu Spiritus & Co. ist, dass Ansatzalkohol unvergällt ist und somit zum Verzehr geeignet. Nimm unbedingt den „Primasprit“ mit 69,9% Alkoholgehalt. Der höherprozentigere ist für die zarten Knospen viel zu scharf und müsste erst mit abgekochtem Wasser verdünnt werden.

Glycerin kannst du ebenfalls in der Apotheke bekommen, manchmal auch in Supermärkten oder Drogerien beim Backbedarf. Es ist dort aber ebenfalls ziemlich teuer. Ich kaufe mein Glycerin (86%) seit Jahren sehr günstig bei Dragonspice und war damit bisher zufrieden – wenngleich es schade ist, dass der Shop ziemlich viel in Plastik verpackt.

Braunglasflaschen und Sprühaufsätze gibt es in Apotheken oder – deutlich günstiger – beim guten alten Dragonspice sowie in unzähligen weiteren Onlineshops für DIY-Kosmetik.

Ich kann oder will das Gemmomazerat aber nicht selbermachen.
Wo kann ich es fertig kaufen und welche Hersteller sind empfehlenswert?

Nach ausgiebiger Sichtung des Marktes sind mir vor allem drei Hersteller von Gemmomazeraten positiv aufgefallen: Spagyros, Heidak und remedia erbe.
Sie haben im Vergleich zu anderen Herstellern den höchsten Anteil Knospenextrakt auf die jeweilige Menge und sind nicht sehr verdünnt. Die ersten beiden können vermutlich über deine normale Apotheke bezogen werden; ansonsten folge einfach den Links hier im Text.
Remedia erbe ist eine kleine italienische Manufaktur, die Qualität der Mazerate eine Wucht. Das einzige Manko sind die höheren Versandkosten aus dem Ausland und dass sie Flaschen mit Pipettenverschluss liefern – die du aber jederzeit easy durch einen Sprühkopf ersetzen kannst. Sammelbestellungen lohnen sich.

Und jetzt?

Soll die Allergiesaison doch kommen! Du bist ja jetzt gewappnet. 🙂

6 Comments

  • Susanne Schimmer

    Liebe Lilian, das ist ein wunderbarer Artikel: fröhlich und informativ. Im Grunde könnte man jetzt sofort loslegen und Gemmomazerate herstellen. Es ist der gute Moment, die Knospenzeit beginnt!
    Seit vielen Jahren nutze ich die Gemmotherapie mit Begeisterung und kann sie nur jedem ans Herz legen. Sie ist in Deutschland noch viel zu wenig bekannt. Daher kamen wir auf die Idee, die Gemmo-Community ins Leben zu rufen, die Du ja auch schon entdeckt hast. Vielleicht magst Du Dich mal von mir für die Website interviewen lassen? Liebe Grüße, Susanne

  • Christina

    Hallo Textzicke.
    Ich stelle auch selbst her. Toller Blogbeitrag! Danke, dass Du dabei hilfst, dieses Thema in die Welt zu tragen. Ich bin bei Facebook als „ Die Kräutertante“ unterwegs. Und eigentlich bin ich Kommunikationsdesignerin.

    Ich hab eine Frage: Darf man ein Komplex-Mazerat gegen Heuschnupfen aus Schw. Johannisbeere, Hainbuche, schw. Holunder und Haselnuss einnehmen, wenn man gegen Hasel allergisch ist?

    Danke für Deine Einschätzung
    Herzlichst Christina

  • Martina

    Hallihallo,
    Die Mazerate kann man sicher auch ohne Alkohol herstellen, oder?
    Hat da jemand Erfahrung damit und möchte diese teilen?

  • textzicke

    Hi Martina,
    theoretisch müsste es nur in Glycerin gehen – mit Artemisia annua mache ich das für Kinder auch.
    Dafür kann ich aber leider nicht die Hand ins Feuer legen.
    Alternativ könnte ich mir vorstellen, die Mazerate als Oxymel (mit Honig und Essig) auszuziehen, hm.
    Ich werde mal in meiner Heilpflanzenschule nachfragen und das ggf. ergänzen, ok?
    Liebe Grüße
    Lilian

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