Wenn jemand seit immer fehlt. Eine Schwester zum Beispiel.
Vor genau einem Jahr war – genau wie heute – der 5. August.
Allerdings war er für meine Familie noch ein bisschen besonderer als andere 5. Auguste, und deshalb twitterte ich dies:
Eine Woche später ploppte eine eMail aus der Redaktion der Mitgliederzeitschrift Junia (damals noch “frau + mutter”) des Katholischen Frauenbunds in mein Postfach.
Betreff: “Anfrage Interview”. Ich staunte Bauklötze – was könnte ein religös ambitioniertes Blatt ausgerechnet von mir 😉 wollen?
Umso überraschender war der (sehr, sehr nette) Inhalt der Mail.
“Liebe Frau Kura,
am Montag habe ich auf Twitter Ihren Post gelesen zum 50. Geburtstag Ihrer großen Schwester Sandra. Der hat mich, auch wenn es abgedroschen klingt, zutiefst berührt und nicht mehr losgelassen. Der Chefredakteurin unseres Mitgliedermagazins ging es nicht anders, so dass sie mich um diese Mail an Sie gebeten hat: Im kommenden Jahr […] möchten wir den Beginn einer Serie zu Schwestern bringen.
Dabei ist es so einfach, Geschichten zu finden über sich zankende Schwestern, über Schwestern, die beruflich zusammenarbeiten, über Schwestern, die durch Mauern getrennt und wiedervereint wurden und vieles mehr. Wir würden uns jedoch geehrt fühlen und sehr freuen, wenn Sie uns gestatten würden, durch Ihre persönliche Geschichte eine andere Seite und einen anderen Aspekt zu zeigen: Die Liebe und den Umgang mit Geschwistern, die man nie kannte, die aber immer präsent sind. Was macht es mit einem selbst, mit der Familie, wenn immer eine greifbare Lücke da ist?
[…]
Liebe Frau Kura, falls Sie sich vorstellen könnten, uns ihre Geschichte zu erzählen, die nicht nur auf persönlicher Ebene betroffen macht, sondern geradezu erschüttert angesichts des eklatanten Versagens des medizinischen Systems vor gerade einmal 50 Jahren, dann würde ich mich sehr über ein Gespräch freuen. […]
Ich hoffe sehr, Sie empfinden meine Anfrage nicht als anmaßend, und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.”
Nein, ich empfand die Anfrage absolut nicht als anmaßend – vielmehr habe ich mich sehr gefreut. Das Thema ist wichtig, weil es viele trifft, ohne jemals Raum zu bekommen. Auch ist unser Erlebtes kein Geheimnis, und meine Eltern zeigten sich ebenfalls einverstanden. Es konnte losgehen.
Als es soweit war, kontaktierte mich die junge freie Redakteurin, der man die Aufgabe übertragen hatte: Nadine Diab.
Schon im Telefonat spürte ich, welch enormen Glücksgriff die Redaktion damit getan hatte. Frau Diab-Heinz sprach und fragte mit weit offenem Herzen. Zu jedem Zeitpunkt fühlte ich mich mit dem emotionalen Thema bestens aufgehoben. Da war das exakt richtige Maß an Respekt, Empathie, Trost und dazwischen Lockerheit, um alle Facetten der Geschichte auf die exakt richtige Weise zu erfassen.
Kurz darauf war der Artikel fertig. Frau Diab-Heinz schrieb dazu:
“Ich habe ein bisschen gebraucht, denn es galt die ,passenden’ Worte zu finden.
Nun ist der Text fertig. […] Ich hoffe, Sie finden sich darin wieder.”
Tja, wie soll ich sagen … JA. JA!
Besser hätte man es nicht machen können. Wow.
Aber lest selbst: Ihr Name ist Sandra
Happy birthday, große Schwester!
Heute wäre Dein Einundfünfzigster und ich würde Dich garantiert damit aufziehen, dass Du damit den 100 näher bist als der 1 … 🙂
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