Sportsgeist. Fast wie im richtigen Leben.
Über die letzten Jahre habe ich (und ich spare mir das Wörtchen “leider”, denn letztlich habe ich davon nur profitiert) einige Menschen kennengelernt, die eine sehr ungute Eigenschaft pflegen: Sie machen andere klein, um sich selbst größer zu fühlen.
Das äußert sich zum Beispiel darin, dass man bei Kritik grundsätzlich von sich selbst ablenkt, indem man sagt “Aber ein anderer hat es noch viel schlechter gemacht!”.
Oder indem man bei sportlichen Wettkämpfen dem “Gegner” Pech wünscht, damit die eigene Mannschaft besser abschneidet – statt gegnerische Hochleistung als Ansporn für die Zukunft zu nehmen.
Oder indem man andere so auflaufen lässt, dass sie definitiv Fehler machen müssen – über die man sich dann wiederum aufregen kann.
Was für eine Verschwendung von Energie!
Lange war ich über solches Gebaren wütend oder habe es persönlich genommen; mittlerweile blicke ich traurig darauf. Ich empfinde tiefes Mitleid für Menschen, die innen drin so unglücklich sind, dass sie es nötig haben, im Außen um sich zu schlagen, andere zu verletzen, miese Stimmung zu verbreiten … nur um einen kurzen Moment der scheinbaren Stärke zu genießen.
Ein bitterer Genuss, wenn man mich fragt. Bitter deshalb, weil dieses Verhalten immer dann zum Einsatz kommt, wenn sich der Betroffene unsicher fühlt, hilflos und schwach. Weil er keine Lösung sieht, wie er da möglichst elegant rauskommen könnte, und dann zur denkbar schlechtesten Zweitlösung greift, die man sich denken kann: Projektion plus blinder Angriff. Gefährlich ist dieses Vorgehen, weil es süchtig macht und innerlich arm. Die Spanne bis zum nächsten Kick wird immer kürzer, weil die gestohlene oberflächliche Zufriedenheit immer kürzer anhält. Ein Teufelskreis.
Leute, die Ihr so drauf seid: Könnt Ihr mir erklären, warum?
Was bringt es Euch, andere unglücklich zu machen, nur damit Ihr in Eurem Unglück nicht allein seid?
Was bringt es Euch, anderen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, nur um von Eurem eigenen Straucheln abzulenken? (Tipp: Es fällt dennoch auf, so sehr Ihr Euch auch bemüht.)
Was bringt es Euch, Bitternis und Sorge über die Welt zu bringen, wenn sie doch sowieso immer nur, um ein Vielfaches verstärkt, zu Euch zurückkommen?
Was spricht dagegen, anderen ihr Glück oder ihren Erfolg einfach mal zu gönnen?
Ehrlich, probiert es aus! Glückliche Mitmenschen strahlen nämlich. Das Strahlen verstärkt sich mit jedem, der sich daran mitfreut. Und dann kann man sich prima dazusetzen, zusammen lächelnd einen Kaffee trinken und sich einen hübschen kleinen Sonnenbrand holen, der einen wärmt.
Ich habe diesen Artikel übrigens “Sportsgeist” (Haha! Sport! Ich!) genannt, weil ich finde, dass man ausgerechnet das Beispiel mit dem Wettkampf ganz prächtig auf das gesamte restliche Leben übertragen kann. Was denkt Ihr dazu? Welche Erfahrungen habt Ihr mit solchen Mitmenschen gemacht? Ich bin gespannt auf Eure Kommentare.
3 Comments
Uschi aus Aachen
Ein gewisses Talent zur Schlagfertigkeit läßt manche dieser dunklen Ambitionen an mir abprallen. Manche andere scheitern an dem dicken Fell, das mir diesbezüglich mittlerweilse gewachsen ist.
Und die wenigen, die doch den Weg in meine Seele und mein Herz finden, die tun sauweh. Neid und Mißgunst gehören zu meinem Wesen nicht, daher können sie mich von anderen stets enorm treffen. Und das bleibt wahrscheinlich immer so.
Wenn jeder versucht, selbst möglichst nur zu strahlen, wäre das Problem universell schon fast weg. Ich jedenfalls arbeite daran.
Sandra
Neid und Missgunst sind so alt wie die Menschheit. Viele sehen einfach nicht, dass sie an der Größe anderer wachsen können. Gilt fürs Geschäftsleben (Chefs, die ihre Mitarbeiter klein halten statt ihnen beim Überflügeln zu helfen und daran selbst zu wachsen) ebenso wie fürs Private. Die Erfahrung habe ich schon so oft gemacht, und es macht mich immer wieder traurig. Vor allem, weil diese Menschen das nicht mal im Ansatz verstehen – dass es auch anders funktioniert und sich wirklich besser anfühlt.
Steffi
Ich kenne sie seit über 10 Jahren. Waren mit einigen “Unterbrechungen” durchgehend befreundet.
Diese Unterbrechungen kommen davon, dass sie anderen einfach nichts gönnen kann.
Zur Vorgeschichte:
Vor einigen Wochen habe ich beschlossen nach Karlsruhe zu ziehen und ein neues Leben anzufangen. Sie wohnt seit Anfang des Jahren schon in Karlsruhe und konnte bei ihrem Freund einziehen.
(nein, bin nicht wegen ihr hier her ;))
Durch sie habe ich neue Leute kennengelernt, mit denen ich mich auf anhieb wunderbar verstanden hab und immer noch verstehe.
Und da fängt es an. Sie hat nicht so den Draht zu diesen Leuten und versteht nicht, warum ich mich so super mit denen verstehe und viel zeit mit ihnen verbringe.
Dazu kommt bei ihr das Problem dazu, dass sie den Freundeskreis ihres Freundes nicht sonderlich gut leiden kann.
Sie hat auf Ende Oktober ihren Job verloren und sitzt seitdem Zuhause rum. Meldet sich kaum, meckert aber rum, dass ich ständig mit den anderen unterwegs bin.
Einer dieser Leute bietet mir Asyl, damit ich mich auf die Jobsuche konzentrieren kann und nicht ständig 80 km fahren muss um Termine wahrzunehmen.
Ihr war es nach 2 Wochenenden schon zu viel, dass ich da bin.
Aber das ich nun quasi hier schon wohne, stört sie auch.
Ab Montag habe ich einen Job, auf den ich mich sehr freue.
Zwar nur ein kleiner Teilzeitjob, vondem ich mir keine Wohnung leisten kann. Aber irgendwo muss man ja anfangen.
Aber selbst den hat sie versucht mir schlecht zu reden.
Der Knackpunkt war nun, dass sie am Freitag snowboarden gehen will.
Ich fahre seit letzter Saison, bin dementsprechend noch unsicher und hab ihr abgesagt, weil mir das Verletzungsrisiko zu hoch ist.
Ich möchte nicht am Montag anfangen und sagen müssen “tut mir leid, ich kann nicht voll mit anpacken, hab mir beim Boarden XYZ geprellt/verstaucht etc”
Sie ist der Meinung ich würde übertreiben in dieser Hinsicht. Und ich dürfte dann ja gar nichts mehr machen. Und ich soll wieder normal in der Birne werden.
Sie stört es (glaube ich) dass ich ihr nicht ständig am Rockzipfel hänge.
Wenns um ein Treffen ging, musste ich immer fragen. Sie kam nie auf die Idee mal zu fragen, ob sie vorbeikommen kann.
Egal was ich mache, sie findet Argumente die dagegen sind.
Es kommt kein “Kopf Hoch, das wird alles” nichts dergleichen.
Das letzte was von ihr kam “Leb dein Leben aber lass mich zukünftig in Ruhe mit so nem scheiß! Hast ja jetzt neue Freunde! Tschö”
Und das alles weil ich am Freitag nicht mit Boarden gehe.
Ich kann nichts dafür, dass sie in Karlsruhe niemand findet.